21/18 Netzwerkeffekt

In einem Satz ausgedrückt drückt man mit diesem Begriff den Effekt aus der davon abhängt, wie viele Nutzer sich in einem Netzwerk befinden.

Es gibt Systeme bzw Dinge die schwach und andere, die einen starken Effekt aufweisen.

Beispielsweise hat die Anzahl an verkauften Möbeln von einer bestimmten Marke einen geringen bis keinen Netzwerkeffekt. Es ist relativ egal, in wie vielen Wohnungen diese Möbel stehen. Eventuell gibt es deswegen mehr Möbelhäuser die diese Marke verkaufen oder Tischler die diese reparieren können. Aber der Nutzen für die Käufer ist (sehr) überschaubar.

Dann wiederum gibt es Dinge wie Luxusgegenstände die sogar negativ beeinflusst werden. Wenn jeder Mensch eine echte Rolex am Handgelenk trägt wird dadurch die Marke, die Exklusivität verkörpert, geschwächt und damit sogar unattraktiver. Ergo würde der Preis einer Rolex vermutlich sinken, und andere exklusive Uhrenmarken würden Marktanteile übernehmen.

Viele technische Systeme und Gegenstände wiederum profitieren häufig stark von dem Netzwerkeffekt. Tendenziell, je vernetzter diese genutzt werden desto stärker eben der Effekt. Beispiele:

  • Messenger-Apps: WhatsApp bis technisch bei weitem nicht de technisch beste App, aber hat es früh geschafft eine großes Netzwerk an Teilnehmern aufzubauen. Andere Dienste haben kaum eine Chance diese noch aufzubauen, da dass Nutzernetzwerk bereits so stark etabliert ist, und besetzen meist nur Nischen.
  • Betriebssysteme: Um mit anderen Computern aber auch z.B. Datenträgern kommunizieren zu können sind gemeinsame Standards notwendig. Sobald Heim-Computer in den 90er Jahren sich immer weiter verbreiteten gab es de facto zwei Standards, die auch heute noch so bestehen: Platzhirsch Windows von Microsoft und Mac OS von Apple. Ähnliches gilt für Handy-Betriebssysteme mit Google Android und Apple iOS. Frühere Konkurrent wie UNIX, AmigaOS oder Nokia Symbian bzw Blackberry OS sind praktisch komplett verschwunden und besetzen allenfalls noch Nischen.
  • Browser: Internetbrowser müssen kompatibel mit den Inhalten sein die sie darstellen. Hatte früher noch selbst der Internet-Explorer 6 eine nennenswerte Nutzerschaft mussten Webentwickler ihre Webseite lange kompatibel halten. Google Chrome und Mozilla Firefox haben Jahre und viel technische Innovation gebraucht um diesen ehemaligen Standard der 90er und Anfang 2000er Jahre zu brechen.
  • Zahlungsanbieter: International gesehen haben sich 3 Bezahlmöglichkeiten im Internet durchgesetzt: Paypal, Visa und Mastercard.

Was hierbei wichtig ist: All diese Systeme führten dazu, dass ganze Ökosysteme daran haben ausrichten müssen und darauf aufbauten

  • Kein Handy verkauft sich mehr dass nicht Whatsapp unterstützt, und immer mehr Firmen bieten ihren Kundensupport direkt über Whatsapp an.
  • Kein großer Hardwarehersteller wird versuchen Rechner oder Smartphones ohne das verbreitete Betriebssystem anzubieten, oder gar selber eins zu entwickeln.
  • Webseiten die nicht in einem der zwei genannten aktuellen Browser angezeigt werden können sind praktisch „irrelevant“.
  • Webshops die nicht zumindest 2 von den drei Varianten Paypal, Visa und Mastercard anbieten haben ebenfalls praktisch keine Relevanz. Kaum ein Kunde wird sich mit einem neuen Bezahlsystem auseinandersetzen wollen nur um dann bei diesem einen Anbieter einzukaufen.

Ja aber Moment, genau das ist doch Bitcoin? Warum sollte ich Bitcoin-Bezahlungen annehmen, wenn diese sowieso keiner nutzt?

Nun, zugegeben bestimmt Bitcoin hier nicht unseren Bezahlungs-Alltag.

Noch nicht.

Was aber Bitcoin schafft bzw. gerade aufbaut ist eine grundlegende Basis für zukünftige Dienste die darauf aufsetzen. Ein offener Standard, an den jeder Nutzer und Dienstleister andocken und antizipieren kann. Ähnlich wie das Internet in den 90er Jahren:

By 2005, it will become clear that the Internet’s impact on the economy has been no greater than the fax machine’s.

1998, Paul Krugman

In „Adoptions-Modellen“ für Bitcoin die versuchen, es mit dem Internet in Relation zu setzen sieht man häufig Vergleiche, die den Stand von Bitcoin jetzt mit dem Stand vom Internet von 1997/98 vergleicht. Also dann, als die ersten Menschen sich über dieses Internet unterhielten und sich mutig eine erste E-Mailadresse registriert haben.

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Verglichen mit dem Smartphone-Zeitalter stehen wir bei Bitcoin noch ganz am Anfang

Enthusiasten würden sagen, Bitcoin wird für unsere Geld- und Wertesysteme einen gleichen Einfluss haben wie das Internet auf unsere Art der Kommunikation.

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Der Hype um das Internet könnte schon vorbei sein, Dezember 2000

Dies wird nicht nur Dinge wie den Euro oder Dollar betreffen, sondern auch Gold, Anleihen, Immobilien, und auch Aktien.

Dieser Beitrag ist stark inspiriert von dem Vortrag von Dr. Alex von Frankenberg, den ich an dieser Stelle nur wärmstens empfehlen kann um tiefer in das Thema einzusteigen:
https://www.youtube.com/watch?v=BpPjrUNHjqg