Ein offener Leserbrief an Herr Dr. Stelter

Guten Tag Herr Dr. Stelter,

Ich schreibe Ihnen, da ich auf meine Kommentare in Bezug auf ihren Podcast in Twitter sehr viel positiven Zuspruch erhalten habe (schon mehr „Gefällt mir“-Markierungen als ihr ursprünglicher Tweet):

Mit Begeisterung höre ich seit vielen Monaten ihren Podcast. Die Mischung aus kritischen Themen, guter Einleitung, exzellenten Gästen und vor allem genug Zeit um auch in die Tiefe gehen zu können sind meiner Meinung nach einzigartig bei den deutschen Ökonomie-Podcasts.

Umso gespannter war ich auf die neue veröffentlichte Folge zum Thema „Der digitale #Euro – entweder überflüssig, gefährlich oder genial“. Das Thema CBDC’s wird meiner Meinung nach viel zu wenig (weil gar nicht) im öffentlichen Raum diskutiert, erst recht mit kritischem Blick auf die Gefahren.

Mit Herr Prof. Sandner haben sie auch zum angrenzenden Thema „Bitcoin und Kryptowährungen“ einen bekannten und renommierten Kenner der Thematik eingeladen. Auch habe ich ihn schon persönlich z.B. auf einer Bitcoin-Konferenz von terahash getroffen und als durchaus fundierten Gesprächspartner wahrgenommen.

Umso enttäuschender war ich nach wenigen Minuten, da sich früh abzeichnete, dass Herr Sandner hier Aussagen tätigte die in meinen Augen einen starken Interessenskonflikt aufweisen. Meine Vermutung: Es gibt wesentlich größere (kurzfristige) wirtschaftliche Anreize von der „Blockchain-Lobby“ als für das neutrale Bitcoin-Netzwerk.

Ein paar Beispiele (hier in kurz und vereinfacht):

– „Bitcoin ist nicht geeignet als Zahlungsmittel“: Bitcoin hat durch aufbauende Lösungen eine sehr gute Erweiterbarkeit, wie zum Beispiel das Lightning-Netzwerk. Hiermit wird die beschränkte Transaktionsgeschwindigkeit von Bitcoin sehr stark erhöht. So kann sogar ein ganzes Land wie El Salvador problemlos Bitcoin als Zahlungsmittel verwenden. Bitcoin mit Fokus auf sichere Dezentralität garantiert dabei immer noch die im Lightning-Netzwerk verschickten Werte.

– „Ethereum bietet eine gute Blockchainbasis für das zukünftige Finanzsystem“: Ja, Ethereum basiert auf einer Blockchain. Die ist aber nicht so dezentral wie Bitcoin und damit eine (auf Dauer) schlechte Basis für ein zukünftiges Finanzsystem, da wie beim etablierten Fiat-System (inkl des bekannten Geldmengenwachstums) zentrale Stellen gibt die diese beeinflussen können.

– „Bitcoin ist ein Store Of Value“ (was aber nicht erklärt wird): Herr Sandner erwähnt zwar, dass Bitcoin von den anderen Kryptowährungen abzugrenzen ist und am besten einen Store Of Value darstellt.

Hier hätte ich mir mehr kritische Rückfragen ihrerseits erhofft, da so nicht zum Beispiel auf den energieintensiven Proof of Work-Konsens eingegangen wurde, der in Verbindung mit dem im Code festgehaltenen und per verteilten Prüfstellen (Nodes) kontrolliertem Limit an Bitcoins den Wert schützt.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich würde mir wünschen, dass Sie in Zukunft nochmal zu diesem Thema einen anderen Experten einladen, der objektiver zu diesem Auskunft geben kann.

Mein Tipp wäre Dr. Alex von Frankenberg vom High Tech Gründerfonds.

Seine Qualifikation:

– Hat an der Universität Mannheim und der University of Texas at Austin studiert (MBA) und in Mannheim über die Bildung von de-facto Technologiestandards promoviert

– Seit 2000 im Venture Capital / Start-up Umfeld tätig

– Beschäftigt sich beruflich seit Jahren mit Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen

– Hat wie Herr Sandner einen exzellenten Ruf in dem Bereich

– Mitverantwortet als Geschäftsführer des Fonds über 700 Investments mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Mrd Euro (und 45 Investoren)

https://www.htgf.de/de/team/dr-alex-von-frankenberg

Herr Frankenberg habe ich ebenfalls mehrmals persönlich kennengelernt, und kann ihm nur mein höchstes Vertrauen in Sachen Kompetenz zu dem Thema aussprechen. Sie werden auch erkennen, dass er ein sehr angenehmer und sympathischer Gesprächspartner ist.

Herr Frankenberg hat auch schon reagiert und würde sich über eine Einladung freuen:

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben bedanke ich mich sehr für ihre Aufmerksamkeit, und hoffe Ihnen eine nützliche Rückmeldung gegeben zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

ein treuer Hörer

PS: Was ich glaube komplett unterging: Ein einzelner Bitcoin ist auf 100 Millionen Satoshis aufteilbar, ähnlich wie dass ein Euro in 100 Cents aufteilbar ist. Diese Nachkommastelle lässt sich gegeben falls auch noch erweitern in der Zukunft. Es gibt also genug Bitcoin(bruchteile) für alle 🙂

PPS: Ich weiß, dieser Podcast stellt keinen Finanzberatung dar, und die mache ich hier auch nicht. Aber: Wussten Sie, dass Bitcoin derzeit gerade mal 4,5% der Marktkapitalisierung von Gold hat? Wie schätzen sie da allein das Potential für dieses zukünftige „digitale Gold“ in Sachen Wertspeicher ein?